Nagelpilz - Interview mit Eva Klütsch und Ruzanna Sargsyan

Interview zur Ansteckung und Behandlung mit Nagelpilz

Zwei Fachangestellten des Instituts Dermasthetics für medizinische und kosmetische Fußpflege sind in weißes Outfit gekleidet. Die Podologinen lächeln beide freundlich in die Kamera. Eine Kollegin hat kurze schwarze Haare, die andere lange Blonde.

Eine Infektion mit Nagelpilz wird häufig lange verschleppt. Patienten schämen sich oder die Veränderungen am Nagel werden nicht ernst genommen.

Das Problem: Aufschub verschlimmert den Befall.

Um die hartnäckige Infektion in den Griff zu kriegen, müssen alle an einem Strang ziehen und die Therapie konsequent umsetzen. Regelmäßige Besuche bei der medizinischen Fußpflege können dabei eine große Hilfe sein. Unsere Podologinnen Eva Klütsch und Ruzanna Sargsyan beschäftigen sich im Berufsalltag täglich mit der Behandlung und Pflege erkrankter Füße. Sie wissen, woran man eine Nagelpilzinfektion erkennt und wie sie Patienten dabei helfen können, den Nagelpilz endgültig loszuwerden.

Wie viele Ihrer Patienten sind schätzungsweise von Nagelpilz betroffen?

EK: Bei uns sind es deutlich mehr als die Hälfte aller podologischen Patienten, die zu uns kommen. Schätzungsweise liegt die Zahl zwischen 62 bis 72 Prozent.

In welchem Zustand befinden sich die Füße der betroffenen Personen, wenn sie zu Ihnen kommen?

RS: Je nach Schwere der Infektion ist der Nagel weiß-gelblich bis bräunlich verfärbt. Die Nagelplatte kann verdickt oder sogar brüchig sein. Wichtig ist, schon bei den ersten Symptomen einen Arzt aufzusuchen. Denn umso früher die Nägel behandelt werden, desto kürzer ist die Heilungsdauer. Bei einer schweren Infektion dauert es deutlich länger, bis die Nägel wieder vollständig gesund nachgewachsen sind.

EK: Patienten nehmen die ersten Symptome meistens gar nicht richtig ernst und warten erstmal ab, ob sie von selbst wieder weggehen. In der Zwischenzeit kann die Infektion auf andere Nägel übergehen. Häufig dauert es Monate oder sogar Jahre, bis Patienten zu uns kommen. Oft kommen sie auch nicht von selbst, sondern werden zum Beispiel von der Kosmetikerin oder dem Ehepartner zu uns geschickt.

Wie reagieren Patienten auf den Krankheitsverdacht “Nagelpilz”?

RS: Meistens gehen die Patienten bereits davon aus, dass es Nagelpilz sein könnte. Häufig waren sie vorher auch bereits schon bei unseren dermatologischen Ärzten, mit denen wir gemeinsam in der Praxis sitzen und haben dort die Diagnose erhalten. Eine Nagelpilz-Diagnose muss immer vom Arzt gestellt werden!

Welche Möglichkeit haben Sie, Betroffene gemeinsam mit Dermatologen zu unterstützen?

EK: Da wir als Podologinnen in einer Hautarztpraxis angestellt sind, sind die Wege kurz. Wenn wir den Verdacht haben, dass es sich um Nagelpilz handeln könnte, entnehmen wir Nagelproben und empfehlen den Patienten, sich bei einer unserer Dermatologinnen vorzustellen. Diese können dann auch notwendige Rezepte für Medikamente und Behandlungen ausstellen.

Die Diagnose ist wichtig, denn auf Verdacht behandeln ist nicht zielführend. Wir sind dann für die podologische Weiterbehandlung zuständig. Diese sieht so aus, dass wir die infizierten Nägel von eventuellen anderen Problemen wie eingewachsenen Stellen befreien und optimal auf eine lokale Behandlung mit einem Anti-Pilzlack vorbereiten.

Wir haben besonders gute Erfahrungen mit wasserlöslichem Ciclopirox-Lack gemacht, der tief in den Nagel eindringt und die Erreger von innen und außen angreift. Dann sind die Patienten gefragt: Zuhause muss der Lack jeden Tag auf die Nägel aufgetragen werden, um die Infektion loszuwerden. Gemeinsam mit den Dermatologinnen entnehmen wir im Behandlungs­zeitraum regelmäßig Nagelproben, um zu überprüfen, wann die Patienten wieder pilzfrei sind.

Nagelpilz ist ansteckend. Worauf achten Sie im Umgang mit den Patienten?

EK: Um zu verhindern, dass wir oder nachfolgende Patienten sich anstecken, befolgen wir strenge Hygienemaßnahmen. Nach jeder Behandlung desinfizieren wir den Behandlungsstuhl, reinigen den Boden, sterilisieren alle Instrumente und wir tragen grundsätzlich Handschuhe und Mundschutz. Außerdem behandeln wir die von Nagelpilz betroffenen Nägel zuletzt, um nicht mit infektiösen Instrumenten die anderen gesunden Nägel zu gefährden.

RS: Wir erklären den Patienten auch, wie sie zuhause darauf achten können, andere nicht zu infizieren. Empfehlenswert ist zum Beispiel, für die Füße ein separates Handtuch zu nutzen und es täglich auszuwechseln. Die Handtücher und andere Textilien wie Socken oder Badematten sollten bei mindestens 60° und mit Hygienespüler gewaschen werden.
Betroffene sollten zum Feilen ihrer infizierten Nägel unbedingt eine Einmalfeile pro Nagel nutzen, die anschließend entsorgt werden kann und Bereiche, in den sie barfuß laufen, reinigen und desinfizieren. An typischen Ansteckungsorten am besten immer Schuhe tragen.

Welche Tipps geben Sie Ihren Patienten, um die Füße nach der Behandlung vor erneuten Ansteckungen zu schützen?

RS: Wichtig ist, den Patienten klar zu machen, dass eine Nagelpilzbehandlung Geduld erfordert und konsequent umgesetzt werden muss, um eine erneute Infektion zu verhindern. Deshalb sind vorbeugende Maßnahmen wichtig. Wir empfehlen, die Hygienemaßnahmen zur Pflege von Textilien weiterhin umzusetzen und Schuhe mit desinfizierendem Spray zu behandeln. Socken sollten täglich gewechselt und desinfiziert werden. Es ist immens wichtig, die Patienten zu sensibilisieren, dass ein aufkommender Fußpilz sofort behandelt werden muss, denn dieser ist oft der Ausgangspunkt für eine Nagelpilzinfektion.

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